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Donnerstag, 5. November 2009
From the basement
tontraegerhoerer, 18:48h
Ein berühmter Musikproduzent versammelt in seinem Keller die Indie-Gemeinde.
Nigel Godrich ist wohl einer der umtriebigsten und erfolgreichsten Produzenten der erweiterten Indie-Szene: Beck, Travis, Paul McCartney, The Strokes (allerdings erfolglos), R.E.M., Pavement, Air, The Divine Comedy, The Beta Band und immer wieder Radiohead gehörten schon zu seinem Kundenkreis.
Wenn man so viel in der Musikwelt unterwegs ist, kommt man anscheinend auf die besten Ideen und so dachte sich Godrich eines Tages: Warum lade ich die Bands nicht einfach mal zu mir ein? Gesagt, getan. Und das stolze Resultat lässt sich jetzt auf Godrichs Website From the Basement bewundern. Radiohead, The White Stripes, Gnarls Barkley, Damien Rice, Beck, Eels, Fleet Foxes und viele mehr sind der Einladung gefolgt und jetzt mit wunderbaren Aufnahmen zu sehen.
Meine Favoriten:
Alle Videos gibt es in viel besserer Qualität auf From the Basement selbst, so wie meinen dritten Favoriten:
Gnarls Barkley Crazy
Angucken! Toll finden!
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Dienstag, 3. November 2009
Angela Merkel vor dem US-Kongress
tontraegerhoerer, 18:25h
Angela Merkels Rede vor dem US-Kongress offenbart die unterschiedlichen, politischen Stilformen.

Es ist eine große Ehre für die Bundeskanzlerin, eine Rede vor dem US-Kongress halten zu dürfen. Das sie sich dessen bewusst ist, verdeutlicht Angela Merkel direkt zu Beginn ihrer Rede, als sie über Konrad Adenauer spricht, den bislang einzigen Bundeskanzler, dem dies vergönnt war.
Angela Merkels Reden sind nie emotional oder gar mitreißend, dennoch hält sie heute eine gute Rede. Der autobiographische Einstieg über ihr Heranwachsen in der DDR ist ganz nach dem Geschmack der Amerikaner. Und bereits hier offenbart sich, wie sehr sich deutsche und amerikanische Politik in ihrer Form unterscheiden: Die gesamte Kongresssitzung ist perfekt inszeniert, Nancy Pelosis Stellung als Sprecherin des Repräsentantenhauses hat wenig mit der Funktion des Bundestagspräsidenten zu tun.
Während Norbert Lammert vor allem über die Einhaltung der Regeln im Parlament wacht und grundsätzlich eher kritisch auftritt (wie jüngst bei der Eröffnung der neuen Legislaturperiode zum Thema Parlamentsreden und öffentlich-rechtliche Medien), ist Nancy Pelosi vor allem Vorklatscherin.

In Flieder: Nancy Pelosi
Sie hat Merkels Redeskript schon vorab erhalten und bei jeder applauswürdigen Stelle springt sie auf und klatscht pflichtbewusst, woraufhin sich mit einer kurzen Verzögerung der gesamte Kongress erhebt. Dieses amüsante Spektakel lässt sich mehrfach gerade zu Beginn der Rede beobachten.

Schon der Eingang Merkels in den Kongress wird inszeniert, es werden acht Kongress- und acht Senatsvertreter verlesen, die den Saal verlassen um anschließend die Kanzlerin hinein zu geleiten. Dass derartige Szenen nicht Merkels Sache sind, merkt man an dem Tempo, mit dem sie die Pflicht des Händeschüttelns – eine im Protokoll vermerkte Aufgabe – hinter sich bringt.
Während wir uns hier zunehmend über den angeblichen Show-Charakter der deutschen Politik beschweren, reicht ein Blick über den Ozean um festzustellen, dass es immer noch schlimmer geht, das hat dieser Auftritt deutlich gezeigt.
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Montag, 2. November 2009
Spooks - Im Visier des MI5
tontraegerhoerer, 19:32h
Passend zum Start der britischen Agentenserie morgen Abend im ZDF (23:30 Uhr) die Kritik zu ersten Staffel von Spooks.

Wenn man an Spione, und vor allem an britische Spione denkt, fällt einem sofort der Mann mit den drei Ziffern ein. Doch Tom Quinns (Pride and Prejudices Mr. Darcy von 2005, Matthew Macfadyen) Team von MI5-Agenten sieht nicht so gut aus, muss nicht regelmäßig die Welt retten und trinkt keinen Martini.
Stattdessen schlagen sich die Spione mit amerikanischen, militanten Abtreibungsgegnern, nordirischen Terroristen und Waffenschmugglern herum, während ihr Privatleben zusehends in die Brüche geht. Spooks zeichnet ein hohes Tempo aus, das jedoch nicht wie beim letzten Bond Quantum of Solace dazu missbraucht wird, die fehlende Dichte der Story zu vertuschen. Die Autoren der Serie verstehen es nicht nur, das Privatleben der Hauptfigur Quinn klischeefrei und rührend zu inszenieren. Auch das Verhältnis zwischen den Arbeitskollegen – die nicht arm an Schattenseiten und sogar Korruptionen sind – schildern sie ambitioniert. Dadurch wird die James Bond- oder auch Alias-typische und unrealistische Einteilung der Welt in Gut und Böse souverän umschifft.
Insgesamt ist es vor allem der vorherrschende Realismus, der diese Serie so sehenswert macht. Die Fälle sind nachvollziehbar, und obwohl nicht in jeder Folge halb England in Schutt und Asche gelegt wird, verleihen Handlung und minimalistischer Stil der Serie eine Wucht, die ihresgleichen sucht: Als direkt in der zweiten Folge ein scheinbar dauerhaft vorgestellter Charakter gefoltert und umgebracht wird, ist das trotz der Kürze der Sequenz und – zum Glück - mangelnder, grafischer Darstellung härter und direkter als alle oftmals kritisierten Verhörszenen Jack Bauers (24) zusammen. Weil es echter wirkt.
Die erste Episode wirkt leider noch ein wenig hölzern, allerdings kann ich versprechen, dass es sich lohnt, bis zur zweiten durchzuhalten. Und noch ein Hinweis: Hugh Laurie (Dr. House) hat zwei wundervolle Gastauftritte in der ersten Staffel!
Spooks geht diese Woche in Großbritannien in die achte Staffel, und wenn man die erste gesehen hat, weiß man warum. Anschauen!
Hier findet man die Spooks
Hier geht’s zu meiner Kritik von Alias
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Mittwoch, 28. Oktober 2009
Wie religiös bist du?
tontraegerhoerer, 22:15h
Diese Frage beantwortet die Bertelsmann Stiftung mit einer umfangreichen Umfrage, dem Religionsmonitor.
In der ca. 20minütigen Umfrage beantwortet man Fragen zum eigenen Glauben, schätzt ein, wie religiös man ist und auf welche Lebensbereiche sich die eigene Religion/der eigene Glaube am stärksten auswirkt. An dieser Stelle hätte mich u.a. interessiert, wie katholische Christen die Wichtigkeit ihrer Religion in Bezug auf Sexualität einschätzen, diese Zahl war aber leider nicht herauszufinden.
Stattdessen erhält man am Ende des Fragebogens eine persönliche Auswertung in Relation zum Durchschnitt der teilnehmenden Bundesbürger, was leider eher nichtssagend ist.
Wozu das Ganze gut ist (vor allem bei meiner Meinung nach teils sehr platten Fragen)? Keine Ahnung. Auf jeden Fall weiß ich jetzt, dass ich teilweise über- und teilweise unterdurchschnittlich religiös bin.
Great.
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Sonntag, 25. Oktober 2009
Herbstzeit
tontraegerhoerer, 21:05h
Everybody knows this time
Shadows are drifting in silence
Where lost can't be found
Everybody knows this time
Shadows are drifting in silence
Where lost can't be found
Everybody knows this time
Beth Gibbons and Rustin Man Sand River




Damit und mit der passenden Begleitung überlebt man jede Herbstdepression.
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Sonntag, 25. Oktober 2009
Männer, die Frauen hassen: Stieg Larssons Verblendung im Kino
tontraegerhoerer, 01:52h
tontraegerhoerer ist etwas spät dran, bespricht aber nun doch noch Verblendung, die Verfilmung von Stieg Larssons Erfolgsroman.
Mit Verfilmungen berühmter und vor allem beliebter Bücher kann man eigentlich nur scheitern. (Die Herr der Ringe-Trilogie ist visuell unglaublich brillant, erzählerisch mitreißend und damit eine der großen Ausnahmen, doch ich habe Peter Jackson nie verziehen, auf die Figur Tom Bombadil zu verzichten.) Und jetzt also Stieg Larssons Trilogie um den idealistischen Mikael Blomkvist (Michael Nykvist) und seine pragmatische Mit- und manchmal Gegenspielerin Lisbeth Salander (Noomi Rapace).

© filmpalast.net
Regisseur Niels Arden Oplev konzentriert die Geschichte auf ihren ursprünglichen Titel und Stieg Larssons eigentliches Thema, Män som hatar kvinnor, was soviel bedeutet wie „Männer, die Frauen hassen“: Eine ohren- und augenbetäubende Vergewaltigungsszene, Allmachstphantasien ausübende Geistesgestörte, Gewalt in der Familie, Ritualmorde an Frauen, dagegen beinahe alltäglich wirkende Angriffe in einem einsamen Bahnhof, immer wieder konfrontiert uns Oplev mit der unvorstellbaren Grausamkeit von Männern, die keine Grenzen mehr kennen, und kreiert eine Stimmung durchgehender Übelkeit, bis man hinter jeder Berührung eines Mannes sofort einen erneuten Übergriff argwöhnt.
Doch leider wird diese Atmosphäre in Verblendung übertrieben verstärkt, die genretypische, düstere Ausleuchtung wirkt aufgesetzt und die oft unscharfen Bilder verlieren mit fortschreitender Zeit den Reiz des Realismus und stören eher. Insgesamt entsteht der Eindruck, dass der Film eher fürs Fernsehen, in dem solche Stilmittel nicht so schnell überstrapaziert erscheinen, denn für die Kinoleinwand gedreht wurde.
Oplev hätte sich viel stärker auf die Fähigkeiten seiner Darsteller verlassen sollen, wie in der besten Szene des Films: Blomkvist und Salander begegnen sich das erste Mal in Lisbeths Wohnung, in der Mikael sie mehr oder weniger überrumpelt, und in wenigen Sätzen in der chaotischen Küche entwickelt sich aus Mikaels verzweifelt-aggressiven Fragen und Lisbeths einsilbig-gezischten Antworten eine slapstickartige Charakterisierung.
Überhaupt erweist sich die Besetzung Lisbeth Salanders als größter Coup des Films, denn Noomi Rapace verleiht der Figur eine wütende Zerbrechlichkeit, die sie realistischer als ihre Romanvorlage – die oftmals übermenschlich zu sein scheint - wirken lässt.
Sollten die Nachfolgerfilme eine ähnliche Qualitätssteigerung wie die Romanteile zwei und drei durchmachen, darf man sich jetzt schon freuen und sollte allein deshalb Verblendung anschauen.
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Sonntag, 18. Oktober 2009
Die lange Nacht der Münchner Museen 2009
tontraegerhoerer, 19:13h
In der Nacht von Samstag auf Sonntag luden fast alle Münchner Museen und Sehenswürdigkeiten zur Nachtschicht ein.
Neben den bekannten und bedeutenden Institutionen wie den Pinakotheken oder dem Brandhorst öffneten vor allem auch kleinere Häuser ihre Pforten nach Einbruch der Dunkelheit, weshalb die Liste der Teilnehmerorte beeindruckend vielseitig ausfiel: Von den Museen für Geologie und Paläontologie über die Volkssternwarte, den Botanischen Garten, BMW, Kirchen bis zu verschiedenen Galerien.
Doch die Kürze des Programmheftes mit allzu knappen und oftmals unkonkreten Informationen zu den einzelnen Stationen sowie die unübersichtliche Fülle von Angeboten schränkten den Genuss der Nacht deutlich ein, deshalb ein paar Tipps für die Nacht der Museen 2010:
- Ziele aussuchen, die man sich sonst nicht anschauen würde.
Es bringt nichts, sich in der Nacht der Museen die Pinakothek der Moderne (zu große Unruhe) oder das Brandhorst (viel zu langes Anstehen in der Kälte) anzusehen. Viel sinnvoller ist ein Ausflug in vermeintlich langweilige oder uninteressante Museen, um sich überraschen zu lassen. Im Museum für Geologie konnte man z.B. an einer Weinprobe teilnehmen um Unterschiede im Geschmack von Riesling-Weinen herauszufinden, die auf unterschiedlichen Bodentypen gewachsen sind.

Paläontologisches Museum
- Nur in der Museumsnacht stattfindende Präsentationen besuchen.
Das hat zum einen den Vorteil, dass man einem einmaligen Ereignis beiwohnt, und zum anderen sind solche Veranstaltungen bei weitem nicht so überbesucht wie die berühmten Sehenswürdigkeiten.

Lichtinstallation in der St.-Pauls-Kirche
- Nicht zu viel planen.
Natürlich sollte man sich eine ungefähre Route überlegen, doch oft ist es viel interessanter, sich für einige Zeit treiben zu lassen und mitzunehmen, was auch immer einem begegnet. - Warm anziehen.
Mein persönliches Highlight dieses Jahr: Das Hotel Mariandl, in dem sich 14 Künstlerinnen und Künstler auslassen durften. Außergewöhnlich.



Nicht so groß und vielseitig, und auch erst wieder im nächsten Jahr, dafür gemütlicher und besser organisiert:
Die Mainzer Museumsnacht
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