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Dienstag, 13. Oktober 2009
Das bürgerliche Lager
tontraegerhoerer, 15:32h
tontraegerhoerer stellt Dr. Peter Ramsauer eine Frage und ist nach der Antwort weniger klug als zuvor.
Ein Begriff, der mich schon im Wahlkampf und nun immer noch stört, ist der des „bürgerlichen Lagers“. Mittlerweile haben die meisten Zeitungen zum Glück aufgehört, den Begriff ohne Hinterfragung zu verwenden, was die sog. bürgerlichen Parteien natürlich nicht davon abhält, ihn bei jeder nur möglichen Gelegenheit weiterhin fallen zu lassen.
Mir stellten sich dabei folgende Fragen, die ich dann auch gleich an einen Fachmann über abgeordnetenwatch.de weiterreichte: Dr. Peter Ramsauer, MdB, CSU.
Sehr geehrter Herr Dr. Ramsauer!
Ich habe soeben Ihre Pressekonferenz zur Bewertung der Wahlergebnisse durch die CSU verfolgt und bin dabei über einen Begriff, der sich auch hier in Antworten von Ihnen wiederfindet, gestolpert.
Sie sprechen von einer nun "bürgerlichen Koalition" aus CDU/CSU und FDP sowie von einem "bürgerlichen Lager". Diese Begrifflichkeit ist ja schon unreflektiert von diversen Medienvertretern übernommen worden und mich interessiert nun, ob Mitglieder und Wähler anderer Parteien in Ihren Augen damit nicht bürgerlich sind.
Wenn die Wähler des "bürgerlichen Lagers" also Bürger sind, was ist dann mit allen anderen Wählern? Und wie sind dann alle anderen Parteien zu bezeichnen? Nicht-bürgerlich? Empfinden Sie diesen Begriff nicht als ausgrenzend und unser Land teilend?
Mit freundlichen Grüßen
Herr Dr. Ramsauer ließ sich auch nicht lange bitten und antwortete sehr zügig:
Vorne links: Dr. Peter Ramsauer. © Michael Panse
Selbstverständlich gilt und muss von allen zur Geltung gebracht werden: alle Bürgerinnen und Bürger Deutschlands sind in ihren Bürgerrechten gleich. Schon deshalb hat der Begriff "bürgerlich" nichts ausgrenzendes. Er teilt die Menschen in unserem Land nicht, er führt sie zusammen.
Genauso selbstverständlich aber machen nicht alle Parteien eine "bürgerliche" Politik: Der Freiheit die Gleichheit überzuordnen, ohne Rücksicht auf unterschiedliche Begabungen alle in die gleiche Schullaufbahn zu zwingen, gewachsene Sicherungssysteme einer Einheitsversicherung zu opfern, für einen ausufernden Staat immer höhere Steuern zu fordern - all dies ist nicht bürgerlich. Der Begriff "bürgerlich" ist deshalb geeignet, grundlegende politische Unterschiede deutlich zu machen.
Sicher gibt es bürgerlich denkende Menschen auch unter den Anhängern von Grünen und SPD, vielleicht sogar unter den Wählerinnen und Wählern der Linken. Sie alle laden wir ein - und auch das drückt der Begriff "bürgerlich" aus - zu prüfen, ob sie sich künftig nicht besser von uns vertreten fühlen als von den Parteien, für die sie sich bisher entschieden haben.
Mit freundlichen Grüßen
gez.
Dr. Peter Ramsauer
Nun, der Begriff „bürgerliches Lager“ führt die Menschen also zusammen. Wenn sie CDU/CSU oder FDP wählen. Habe ich das richtig verstanden? Ich muss zugeben, ich bin fast noch verwirrter als zuvor.
Falls sich jemand darauf einen Reim machen kann, ich bin für jede Hilfe dankbar.
Hier geht’s zur Frage und zur Antwort bei abgeordnetenwatch.de
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Freitag, 9. Oktober 2009
Einmal rund um Mainz
tontraegerhoerer, 23:11h
Nachdem ich schon seit einiger Zeit einmal mit dem Rad Mainz umrunden wollte, habe ich mich heute mit meiner Dreigang-Gazelle aufgemacht und 66 km und sechs Stunden später ein paar Fotos mitgebracht.
Klick für eine größere Version
„Wie Gott in Frankreich“ – warum man das so sagt, weiß ich nicht. Aber spätestens seit heute ist mir klar, dass es nur am hier vorherrschenden Akzent liegen kann, dass es nicht „wie Gott in Rheinhessen“ heißt.
Wenn man von einer kurzen Durchfahrt des Gewerbegebiets im Mainzer Norden einmal absieht, präsentiert sich die Landschaft sehr unterschiedlich und immer wieder postkartenmotivartig.
Weite Blicke über grüne Wiesen wechseln sich ab…
…mit den großen, alten Bäumen am Rhein (zwischen die sich unauffällig gelb schon der Herbst gestohlen hat).
Plötzlich bauen sich vor einem Weinberge auf…
…an deren Fuß sich zahllose Höfe und Weingüter breit gemacht haben.
Nach so viel Abwechslung ist eine Pause bitter nötig, auch wenn ein paar Stunden Radtour ihre Spuren hinterlassen haben…
Zwischendurch denkt man kurz, man sei an der Nordsee, wenn sich kilometerlang ein Deich zur Begleitung anschickt…
…und es dann auch noch Schafe gibt.
Nur manchmal wird der Blick ein wenig verstellt…
…doch wenige Minuten später hat man schon wieder nur den Himmel über sich.
Und wenn man so viel Glück mit dem Wetter hat, dann leiten einen sogar die Wolkenbögen nach Hause…
…in die Pedale treten muss man leider trotzdem selbst.
Und falls jemand den Wahnsinn nachmachen wollen sollte…
© Landkreis Mainz-Bingen
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Mittwoch, 7. Oktober 2009
Yes!
tontraegerhoerer, 13:55h
Endlich wieder da, aber leider nur für kurze Zeit: Das Yes-Törtchen!

Eigentlich bin ich ja kein Freund der Schleich- oder Direktwerbung, aber...


...wer kann bei diesem Anblick schon widerstehen?

Ich nicht.
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Sonntag, 27. September 2009
Bundestagswahl 2009: Das alte neue Schreckgespenst?
tontraegerhoerer, 23:00h
Deutschland – zumindest drei Viertel der deutschen Bevölkerung – hat gewählt und tontraegerhoerer erinnert sich an seine ersten Erfahrungen mit Schwarz-Gelb.
Helmut Kohl wurde von Gerhard Schröder in Rente geschickt, als ich 14 Jahre alt war. Bis dahin hatte Politik für mich nicht viel mit Parteien zu tun, Bundestagswahlen habe ich vor allem als Wiederholungen in Erinnerung: Der Wahlkampf dauert 90 Tage und am Ende heißt der Bundeskanzler Helmut Kohl.
1998 war dann plötzlich Gerhard Schröder da und auf einmal spielten andere Parteien eine Rolle und vor allem ein anderer Stil. Rot und grün, die Farben der Liebe und der Hoffnung, wirkten gleich auch viel liebe- und hoffnungsvoller. Und schillernder: Gerhard Schröder mit Zigarre im Brioni-Anzug, ein ehemaliger Turnschuhrebell im Außenministerium und eine Kanzler-WG – Glanz, Glamour und Alt-68er-Charme erhielten Einzug in die Bonner und später in die Berliner Politik. Das wurde gerade Schröder immer wieder vorgehalten, doch mein Interesse für Politik war geweckt.

©dpa
Wenn ich heute nostalgisch zurückblicke, dann hatte der Start des rot-grünen Projekts etwas von den amerikanischen Change-Gefühlen im letzten Jahr: Der am Ziel angekommene Zaunrüttler brachte schon 1998 einen Hauch Obama-Manie. Schwarz-Gelb blieb für mich eine verschwommene, immer weiter verblassende Erinnerung, seltsam konturlos, aber keinesfalls gefährlich.
Elf Jahre später ist Gerhard Schröder vom kleinen Obama zum kleinen Putin mutiert, Joschka Fischer vergnügt sich mit seiner fünften Ehefrau und das hässliche Berliner Kanzleramt wird von einer blassen, technokratischen Kanzlerin bewohnt, während der neue CSU-Superstar im AC/DC-Coverband-Shirt die Bierzelte – nun ja – rockt. Rot-Grün hat schon lange keine Machtoption mehr, heute Abend würde es nicht einmal für eine Mehrheit mit der Linkspartei reichen. Und mit Schwarz-Gelb regiert plötzlich ein leibhaftiges Stil-Schreckgespenst.
Doch heute geht es mir nicht mehr um den Präsentationsstil, die Anzugmarke oder die 68er-Vergangenheit der Regierungsmitglieder. Das Grausen wohnt für mich heute in einem Sprachstil, der dieses Land teilt.
In ein „bürgerliches Lager“ und – ja, was eigentlich?
In Leistungsträger (das sind die, die Lohnsteuer zahlen) und Nichtleistungsträger (also im Umkehrschluss die, die keine Arbeit haben, oder die für harte Arbeit so wenig Geld bekommen, dass sie keine Lohnsteuer zahlen müssen).

©diepresse.com
In Zeiten wirtschaftlicher Rezession, steigender Arbeits- und damit auch Mutlosigkeit mögen Manche unternehmerfreundliche Wirtschaftspolitik für das Nonplusultra halten, was ich nicht bestreiten und nicht bestätigen will. Doch – auch wenn die FDP das glaubt - Wirtschaftswachstum ist nicht das Wundermittel zur Lösung aller Schwierigkeiten. Das nachhaltigste und sich immer weiter verfestigende Problem fußt auf dem wachsenden Gefühl der Ungerechtigkeit:
Managergehälter, die sich öffnende Schere zwischen Arm und Reich, der Einfluss der sozialen Herkunft auf die Bildung, all das sind nur Schlagwörter für dieselbe Ahnung einer Systemschwäche.
Sollte die neue Regierungskoalition ihrer ausgrenzenden Rhetorik treu bleiben, werde ich diese schwarz-gelben Jahre deutlicher in Erinnerung behalten. Und sicherlich nicht positiv.
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Samstag, 26. September 2009
Deutscher Herbst, Teil 2: Sven und Bier, Jochen und Weißwein
tontraegerhoerer, 13:53h
Der Bremer Sven Regener hat mit seiner Band Element of Crime ein neues Album veröffentlicht, eine Woche vor dem ersten Solowerk des zumindest musikalischen und zugezogenen Hamburgers Jochen Distelmeyer.
Sven Regener hat wieder an den Stammtisch der Romantik eingeladen – „Kaffee und Karin / Birgit und Bier / Jammern und picheln im Gartencafé / Worte und Weißwein / Torte und Tier / Und nur wenn ich lachen muss, tut es noch weh“ – und alle sind gekommen: Die kratzbürstigen Songs, die Schunkelballaden, all die Wahrheiten und Luftschlösser.

Dass Regener Songtexte schreibt wie kein zweiter, weiß man spätestens seit dem deutschen Debüt Weißes Papier. Und doch wurde Immer da wo du bist bin ich nie mit gemischten Gefühlen erwartet, schließlich war der Vorgänger Mittelpunkt der Welt nett, aber auch nicht mehr.
Haben Element of Crime ihre Kreativität ausgeschöpft? Gibt es endlich wieder mehr musikalische Abwechslung? Kann Regener einen noch einmal richtig packen? Die Fragen standen im Raum und jetzt kann man sich beruhigt zurücklehnen, schwelgen und grinsen: Er kann. Und am liebsten würde man mit ihm ein Bier trinken und lauschen, wie er von bösen und heißen Kakteen, dem weißen Hai und natürlich immer wieder der Straßenbahn erzählt.
„Wein auf Bier, das lob’ ich mir“ besagt eine kluge Volksweisheit und deswegen darf man nach einem Stündchen mit Element of Crime auch mal den Tisch wechseln. Ein Weißwein mit Jochen Distelmeyer passt nicht nur ausgezeichnet zum soften Erscheinungsbild der Heavy-Platte.

Zwar klingt in einigen Songs noch die alte Wut auf die Diktatur der Angepassten an, doch Distelmeyer ist schon zu Blumfeld-Zeiten ruhiger und zufriedener geworden. Und das macht Spaß, ihm und dem Zuhörer, denn spätestens bei Lass uns Liebe sein zuckt jedes Bein tanzbereit mit.
Es wird und wurde wieder viel diskutiert, ob das nun Schlager, streckenweise Rock, Chanson oder Liedermacherei sei. Dabei liefert er die Antwort selbst, denn wenn die Cover-Kaugummiblase zerplatzt, macht es einfach nur: „Pop!“

Lass uns Liebe sein, Jenfeld Mädchen oder Bleiben oder gehen sind mal mehr, mal weniger positive Songs in einfacher und deshalb so wahrer Sprache, die man entweder sofort oder nie mögen wird. Unterschiede zu Blumfeld muss man lange suchen und findet nicht wirklich welche, was aber nichts macht, wie man im vielleicht besten und letzten Song des Albums Murmel hört:
Und ich, ich bin am Ziel
Weiß was ich will und brauch nicht viel
Nur zusehen wie die Kinder spiel’n
Und über uns der Zeppelin
„Ein Elefant als Luftballon!“
Ich leb dafür und leb davon
Am Ende ist es nur ein Song
Und ich flieg davon –
Zu Dir
Sven Regener fliegt bestimmt mit, es sei denn, der Zeppelin ist auch „böse und heiß“.
Weiterführendes:
Hier geht’s zu Element of Crime.
Hier geht’s zu Jochen Distelmeyer.
Deutscher Herbst, Teil 1: Eine Distelmeyer-Konzertkritik.
Eine hübsche Kritik zum neuen Element of Crime-Album bei Laurelie.
So, genug!
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Dienstag, 22. September 2009
Wiesbadener Karneval
tontraegerhoerer, 15:32h



Ja is’ denn heut’ scho’ Red Nose Day?
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Donnerstag, 17. September 2009
Eine von 500
tontraegerhoerer, 17:36h

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