Freitag, 22. April 2011
Radiohead bedanken sich

Radiohead beweisen wieder einmal, dass sie die neuen Möglichkeiten zur Veröffentlichung im Internet beherrschen.

Anfang der Woche erhielten alle Besteller des Radiohead-Albums The King of Limbs eine Danksagungsmail, die eine hübsche Überraschung enthielt: Die neuen Songs Supercollider und The Butcher zum kostenlosen Download, mit dem freundlichen Hinweis:

"This is not part of a new loyalty points scheme, a Radiohead clubcard or even an air miles redeemable reward type thing...
It is just a big old-fashioned thank you!"

So hält man seine Hörer bei Laune bis zur Erscheinung der Deluxe-Variante des Albums...

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Montag, 4. April 2011
Warpaint Undertow

Diese wunderbare Band wäre fast an mir vorüber gegangen, zum Glück fiel mir die CD dann aber doch noch in die Hände. Dieses Video zeigt, warum man das wunderbare Album The Fool auf keinen Fall verpassen sollte.

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Freitag, 11. März 2011
Radiohead - The King of Limbs

Mit ihrem achten Studioalbum kehrten Radiohead Mitte Februar überraschend zurück, und da Radiohead-Platten sich nicht für Schnellschüsse eignen, gibt es erst jetzt tontraegerhoerers Kritik.

Don’t blow your mind with why. Den entscheidenden Tipp gibt Thom Yorke direkt zu Beginn des neuen Albums. Spätestens nach dem Überraschungs-Coup In Rainbows mit seiner einzigartigen Publikationsweise sollte die Frage nach dem Warum der plötzlichen und rätselhaften Veröffentlichung von The King of Limbs nicht mehr relevant sein. Und auch auf die Musik selbst lässt sich diese Forderung übertragen: Wen interessiert denn noch, warum Radiohead sich für das ein oder eben andere Instrument entschieden haben? Wer will wissen, wieso es schon wieder keine Rückkehr zum „klassischen“ Gitarrenrock oder zur alten Wehleidigkeit gibt? Wesentlich ist doch, dass Radiohead auch auf dem achten Album immer noch Neues, Besseres aus dem Hut zaubern können und sich nicht auf die Ebene der Reminiszenz und Selbstzitation zurückziehen müssen (siehe u.a. Oasis nach Album Nr. 2 oder U2).

Thom Yorke ist ein Tänzer. Das kann man nicht nur am Video zur Single Lotus Flower beobachten, in der ein enthemmter Sänger den Vortänzer mimt.



Die gesamte, erste Hälfte des Albums zuckt, wabert und rüttelt so konstant und manchmal hektisch, als sollte sie den Herzschlag des Zuhörers schon ohne Bewegung erhöhen.
War auf dem letzten Album das Stakkato der Gitarrenläufe oft bestimmend, werden die Songs auf The King of Limbs größtenteils vom Schlagzeug oder Drum Computer dominiert. Das mag bei den ersten Durchläufen ermüdend und anstrengend klingen, die innere Logik erschließt sich jedoch schnell. Diese Welt ist eine getriebene, globale Entwicklungen haben ein atemberaubendes Tempo angenommen, dass Charlie Chaplins oder Sergej Eisensteins Visionen hastigen Großstadtlebens geradezu beschaulich wirken. Dieses Album ist schneller als eine Google-Suche.

Selbst in die an den Pyramid Song und andere Klavier-Fieberträume erinnernde Ballade Codex schlägt unerbittlich ein (Heart-)Beat, bis plötzliche der Wendepunkt kommt. Vögel zwitschern, der Rhythmus krepiert und Thom Yorke wimmert: Don’t hurt me. Nur ein sachtes Klopfen auf den Gitarrenkörper bleibt und Radiohead entschweben, lassen diese Welt hinter sich und mahnen doch zugleich Give up the Ghost. Hier, im Duett mit sich selbst, ist Yorke am besten. Hier finden Radiohead hinein in alles Technisierte, Beschleunigte und Kalte einen Augenblick der Wärme und – so wenig passend es auch scheinen mag – Idylle.



Dass Separator den Hörer zum Schluss aus dieser Klangwolke wieder herausholt, ist wohl genauso konsequent wie das ganze Album an sich. Radiohead haben es nach OK Computer und Kid A wieder getan und mit The King of Limbs den Kommentar zur Gegenwart geschaffen.

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Freitag, 4. Februar 2011
The Words That Maketh Murder

Schwärmte der tontraegerhoerer einen Beitrag tiefer noch von den großen Stimmen Adeles und Anna Calvis, kündigt sich hier gleich die nächste an.

PJ Harvey kehrt aus ihrem Dornröschenschlaf bzw. dem verpassenswerten 2007er Album White Chalk zurück und lässt - hoffentlich nicht nur - England erzittern. Wenn der Rest des neuen Werks Let England Shake ein ebenso hohes Unterhaltungsniveau wie die erste Single mit dem sinistren Titel The Words That Maketh Murder erreicht, darf man gespannt sein. Bis dahin empfiehlt sich die Betrachtung des Videos, einer interessanten Mischung aus charmantem - man beachte das alte, tanzende Paar - Promotionsvideo und Selbstdarstellung in Webcam-Ästhetik.


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Mittwoch, 26. Januar 2011
Neues für die Ohren

Das Jahr beginnt mit großen Frauenstimmen und noch größeren Songs.

Amy Winehouse ist immer noch eher an Alkohol als an neuer Musik interessiert, Duffy ist im Pop angekommen und Kate Nashs letztes Album ist im Rückblick auch eher halbgar. Das britische Fräuleinwunderwesen scheint zu erlahmen, deshalb kommt Adeles zweites Album 21 gerade recht. Und was für ein Kracher bitteschön ist der erste Song Rolling in the Deep? Mit wunderbar simplen Mitteln kreiert Adele einen nahezu perfekten Song, getrieben von soulgetränkten Backgroundsängerinnen.





Den Song hätte auch Aretha Franklin singen können, und damit ist das Problem des ganzen Albums beschrieben: Fast jeder Song lässt einen nach zehn Sekunden denken "Beyoncé! Alicia! Whitney! Tina! (Nein, nicht Aguilera, Turner!)". Das reicht nicht aus, um als eigenständige, profilierte Künstlerin dazustehen. Und selbst für ein gutes Album sind die restlichen Stücke nicht gut genug. Schade.

Ein wirklich gutes, erstes Album hat dagegen Anna Calvi vorgelegt. Nicht darauf zu finden ist das grandiose Frankie Laine-Cover Jezebel, das schon Edith Piaf zum Besten gab. Und Anna Calvi macht keine Gefangenen, mit ihrer dunklen, kraftvollen Stimme muss sie keine Piaf-Vergleiche scheuen.

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Mittwoch, 19. Januar 2011
Original und anders: Feist

Ein Song - zwei großartige Interpretationen: The Limit to Your Love

Leslie Feists Song vom letzte Album The Reminder beginnt vermeintlich harmlos, ein paar dahingehauchte Songzeilen, eine harmonische Gitarrenlinie. Nur die flirrenden Streicher im Hintergrund bauen eine Spannung auf, die sich dann im hervorstechendsten Merkmal des Stückes auflöst: Die grandiose Klavierakkord-Folge, die, so limitiert sie auch sein mag, dem eigentlich sehr ruhigen Song einen immensen Drive verleiht.





James Blake hat sich bei seiner Coverversion gegen das Herauszögern entschieden und schleudert dem Hörer die Akkorde direkt entgegen, kehrt im Grunde die Energie des Stückes um. Während Feist scheinbar belanglos beginnt, um den Song dann plötzlich in unvorhersehbare Dimensionen zu heben, nimmt Blake im Laufe des Tracks die Dringlichkeit immer wieder heraus, nur um mit voller Wucht neu zu beginnen.




Und auch Original und anders:

Cyndi Lauper
Björk
Cee-Lo Greens Fuck you

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Montag, 17. Januar 2011
Mädchenmusik

tontraegerhoerer fühlt sich ein bisschen ertappt, bezichtigte doch auch er die Band Anajo, nur Mädchenmusik zu produzieren.

Das nennt man dann wohl eine gelungene Pointe:


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Montag, 10. Januar 2011
Frohes neues Jahr...

...wünscht tontraegerhoerer mit einem grandiosen Ausblick auf das neue Lykke Li-Album (ab März bei uns).


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Donnerstag, 23. Dezember 2010
Covered in snow

In freudiger Erwartung der ersten, bewusst erlebten weißen Weihnacht: Laura Marlings Goodbye England (Covered in Snow)


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Montag, 20. Dezember 2010
Die besten Zehn 2010

Alle Jahre wieder kommt das Christkind und bringt dieses Mal den tontraegerhoerer mit ein paar Geschenkvorschlägen mit für alle Last Minute-Geschenk-Suchenden. Und was böte sich in so einem Fall besser an, als eines oder auch alle Alben der besten zehn dieses Jahres unter den Weihnachtsbaum zu legen?

2010 war ein interessantes, aber leider auch über weite Strecken hin durchschnittliches Plattenjahr. Dabei hat es so hoffnungsvoll begonnen: In den ersten drei Monaten wurde der erwartungsfrohe Musikhörer geradezu überschüttet mit großen und großartigen Alben. Danach war leider bis auf ein paar Ausreißer vor allem Mittelmaß zu begutachten. Belle & Sebastian legten ein eher lahmes Album vor, auch The Divine Comedy konnten nicht mehr so glänzen wie zuletzt und was Antony mit seinen Johnsons sich gedacht hat, versteht man bis heute nicht. So wundert es kaum, dass acht der zehn Alben in den ersten vier Monaten dieses Jahres veröffentlich wurden.

Und hier sind sie, von hinten nach vorn, tontraegerhoerers Lieblingsalben aus 2010:

10. Tindersticks Falling Down A Mountain

Tindersticks "Falling down a mountain"

Es ist immer noch ein wenig merkwürdig, dass die so sinistren Tindersticks neuerdings Pop-Songs schreiben, anstatt rotweingetränkte Weltuntergangslieder zu brummen. Doch wenn man sich einmal von der hohen Erwartungshaltung löst und sich Falling Down A Mountain unvoreingenommen anhört, entdeckt man, dass Stuart Staples und seine Band diese neue Spielart erstaunlich gut beherrschen. Die Bläser treiben, die Querflöte spielt E-Gitarren-Solos und im Hintergrund klatschen fröhlich die Hände. Und wenn einem die große Liebe dann noch mit Erdnüssen erklärt wird, sieht die Welt doch gar nicht mehr so düster aus.

Anspieltipps: She Rode Me Down und Black Smoke


9. Bryan Ferry Olympia



Nachdem tontraegerhoerer das Album erst eher weniger freundlich beurteilt hat, muss an dieser Stelle Abbitte geleistet werden. Olympia ist große, schwüle Disko, altersweise Gelassenheit und Mut zur Grandezza. Das hätte man eigentlich auch schon vor zwei Monaten erkennen können...

Anspieltipps: No Face, No Name, No Number und der Knaller Shameless


8. Kurt Wagner & Courtney Tidwell present KORT Invariable Heartache



Die bislang eher unbekannte Tidwell und der für seinen sonoren Bass bekannte Lambchop-Sänger Wagner machten sich gemeinsam auf, die Grenzen von Folk, Country und Soul aufzuweichen. Dabei ist ein Duett-Album herausgekommen, dass einen prächtig aufgelegten und erstaunlich stimmvariablen Kurt Wagner und eine bezirzende Courtney Tidwell präsentiert. Dazu erzählen die zurückhaltenden Gitarren die Geschichte der amerikanischen Musik zwischen Nashville und Los Angeles.

Anspieltipps: Incredibly Lonely und Picking Wild Mountain Berries


7. Broken Bells Broken Bells



Was ist nicht alles über dieses Projekt des The Shins-Sängers James Mercer und "DJ Danger Mouse" Brian Burton geschrieben worden. Die üblichen Vokabeln von "Supergroup" bis "Treffen der Genies" fehlten selbstverständlich nicht. Auch wenn Broken Bells weder die neuen Simon & Garfunkel, McCartney & Lennon oder Jack & Meg White sind, so ist ihr erstes Album dennoch ein hübsches Experiment geworden, dass beschwingt zwischen den Beach Boys, Go-Betweens und gutem Brit-Pop oszilliert (dieses Wort bitte merken!). Und nebenbei fast nur aus Hits besteht. Wer nicht weiß, welchen Musikgeschmack der oder die zu Beschenkende hat: Dieses Album ist ein Allrounder!

Anspieltipps: The High Road und Sailing to Nowhere


6. Bill Callahan Rough Travel for a Rare Thing



Seit Bill Callahan 2006 unter seinem alten Pseudonym Smog das spartanische Album A River Ain't Too Much To Love veröffentlichte, ist seine Musik konzentrierter, runder, schlicht hörbarer geworden. Wie sehr alte Songs von Callahans neuer Art profitieren, wird auf diesem Live-Album besonders deutlich. Ohne LoFi-Gitarren-Gekreische wirken Stücke wie Diamond Dancer plötzlich wie kluge Popsongs und die Zeile "It's time I gave the world my life - starting tonight" wird zum Slogan.
Dass Callahan nebenbei noch tieftraurige Texte schreibt, die eher Gedichte denn Lyrics sind, macht diese Zusammenstellung noch erlebenswerter.

Anspieltipps: Diamond Dancer und Bathysphere



5. Tocotronic Schall und Wahn

Tocotronic "Schall und Wahn"
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Lange musste man darauf warten, dass Tocotronic wieder an ihr legendäres, weißes Album heranreichten. Nach dem dringlichen Pure Vernunft darf niemals siegen und dem eher rohen Kapitulation dürfen Gitarren nicht mehr nur Krach machen, sondern endlich wieder Songs in - um sich bei der Band selbst zu bedienen - höchste Höhen und tiefste Tiefen schrauben. An Slogans mangelt es dennoch nicht, und wohl kaum ein Wort wurde im deutschen Musikjournalismus so häufig verwendet dieses Jahr wie das mittlere in Bitte oszillieren Sie.
Der größte Gewinn dieses Albums ist aber die wohl einzig relevante, deutschsprachige Folk-Ballade der letzten Jahre Im Zweifel für den Zweifel. Dirk von Lowtzow kann singen, schöne Musik muss nicht verwerflich sein und Tocotronic sollten sich immer noch nicht auflösen. Goldene Aussichten.

Anspieltipps: Ein leiser Hauch von Terror und Im Zweifel für den Zweifel


4. Arcade Fire The Suburbs



Und alle schrien wieder "Meisterwerk!". Die Vielfalt der Melodien, Spielarten, Einfälle wurde bewundert, die neue, erwachsene Tiefe, sogar die Stadienkompatibilität. Und doch ist der eigentlich einzige Fortschritt die textliche Reife, die Arcade Fire in diese Liste hievt. Denn letztlich bleibt The Suburbs ein Album der verpassten Möglichkeiten. Was hätte die Band zu Funeral-Zeiten aus einem Song wie Ready To Start gemacht, wenn zum Schluss alle Instrumente kurz innehalten um noch einmal richtig auszuholen. Doch anstatt eine Hymne zu schaffen, mit pulsierendem Schlagzeug und flammenden Geigen, hat man sich für Zurückhaltung entschieden. Die geniale Auflösung des Songs verpufft fast vollkommen, ein Effekt, der sich durch das ganze Album zieht. Jede jubilierende Hurra-Stimmung ist einer neuen Einfachheit gewichen.

Natürlich ist das Jammern auf hohem Niveau, doch Eingängigkeit ist leider - siehe Coldplay - nicht immer der Königsweg.

Anspieltipps: Ready To Start und Sprawl II


3. Laura Marling I Speak Because I Can



Das Überraschungsalbum des Jahres, in doppeltem Sinne. Denn Laura Marling überrascht nicht nur damit, in dieser Liste aufzutauchen, sondern auch mit ihrem Albumkonzept. Den größten Kracher - Devil's Spoke - stellt sie an den Anfang, um danach ein völlig anderes Tempo, ja einen völlig anderen Stil zu verfolgen. Es wird ruhig und introvertiert, und wenn man sich nicht die Mühe macht, nicht nur nach einem zweiten Hit zu suchen, verpasst man schnell ein ausgereiftes und fein geschliffenes Album. I Speak Because I Can ist wahrscheinlich das Album, das Belle & Sebastian seit Jahren nicht mehr hinbekommen, ein perfektes Winteralbum.

Anspieltipps: Devil's Spoke und Goodbye England (Covered in Snow)


2. Midlake The Courage of Others

Midlake "The courage of others"

Auch auf dem zweiten Platz findet sich ein Winteralbum, das in seiner geruhsamen Schönheit im Sommer nichts zu suchen hat. Stattdessen lädt es in eine Hütte am Fuß der Berge ein, in der man neben dem Kamin sitzt und dem Schnee beim Fallen zuschaut. Was könnte man nicht alles über betörende Querflöten, Harmonien und die Essenz des Folk erzählen. Und doch steht The Courage of Others letztendlich so deutlich als Gesamtkunstwerk da und wärmt wie kein anderes Album dieses Jahr.

Anspieltipps: Track 1 - 11


1. Joanna NewsomHave One On Me



Nach dem nur fünf Stücke umfassenden Ys legte Joanna Newsom dieses Jahr eine 3CD-Box mit zwanzig Songs vor, die selbstredend allesamt mindestens gut, meistens aber sogar hervorragend sind. Und doch kommt es auch bei diesem Album wieder auf einen einzigen Moment an: Die ersten gesungenen Wörter. Denn wer mit ihrer Stimme nicht zurecht kommt, wird sie nicht mehr als zwei Stunden aushalten. Alle anderen dürfen sich an der größten, musikalischen Offenbarung seit Radiohead erfreuen.

Anspieltipps: Good Intentions Paving Company und Soft As Chalk

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