Montag, 17. Januar 2011
Mädchenmusik

tontraegerhoerer fühlt sich ein bisschen ertappt, bezichtigte doch auch er die Band Anajo, nur Mädchenmusik zu produzieren.

Das nennt man dann wohl eine gelungene Pointe:


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Dienstag, 11. Januar 2011
Das bittere Sein

Kurz vor den Oscar-Nominierungen erreichen auch Deutschland endlich wieder mehr vielversprechende Filme. Neben dem - mittlerweile wieder zum Glück - unvermeidlichen Woody Allen legt auch Sofia Coppoloa vier Jahre nach Marie Antoinette nach.

Vater und Tochter am Poolrand, beide blicken durch dunkle Sonnenbrillen nach oben, Richtung Himmel. Ein intimer, langer Augenblick der Zweisamkeit, bis die Kamera langsam zurückfährt und sie wieder in die unprivate Atmosphäre eines Hotelschwimmbeckens einordnet.
Der Gegenschuss zu ihrer Blickrichtun, der tatsächlich idyllische, blaue Himmel hinter Palmen über Hollywood, fällt dagegen viel kürzer aus, so wie jede romantisch verklärte Vorstellung, die man vom Leben eines Stars hatte.





Sofia Coppola seziert in Somewhere mit behutsamer Ruhe und Distanz das Leben des Schauspielers Johnny Marco (Stephen Dorff). Seine unzähligen Liebschaften, die hilflose Beziehung zu seiner Tochter (Elle Fanning) und vor allem das unerträgliche Nichts - nichts müssen, nichts können, nichts wollen - sind die einzigen Dinge, die Marco auszumachen scheinen. Dass er dennoch nicht unsympathisch wirkt, liegt am überragenden Spiel Dorffs und Coppolas lang aufrecht erhaltener Objektivität. Sie beobachtet Marcos Verhalten, richtet aber nicht darüber. So entfaltet sich sein Leben vollends im Kopf des Zuschauers und man verzeiht dem Film nur zu gern, dass alle vermeintlich spannenden Situationen links liegen gelassen wurden. Einziger Wermutstropfen: Die versuchte, moralische Auflösung in der letzten Szene, die es wirklich nicht gebraucht hätte.



Dass ein Woody Allen-Film nicht annähernd so ruhig sein könnte, versteht sich von selbst. Nachdem der Altmeister bereits mit Vicky Christina Barcelona auftrumpfen konnte, gelingt auch You will meet a tall dark stranger - selten dämlich mit Ich sehe den Mann deiner Träume übersetzt - mehr als (Allen-)durchschnittlich.





Es geht natürlich um Großstädter, ihre wechselnden Beziehungen, Enttäuschungen und die allgemeinen Schwierigkeiten des Lebens. Besonders hervorzuheben sind Gemma Jones als verlassene Rentnerin, die sich durch Alkohol und eine Wahrsagerin stabilisiert, und Naomi Watts, die ihre Tochter spielt und in einer grandiosen Szene ihre Mutter in übelster Weise beschimpfen darf. Auch Antonio Banderas spielt in You will meet a tall dark stranger mit und beweist wie in fast jedem seiner Filme, dass gutes Aussehen nicht vor verblüffender Schauspielkunst schützt.

Freida Pinto (Slumdog Millionaire) bleibt dagegen ziemlich blass und steif als verführerische Nachbarin und Anthony Hopkins genießt seine Rolle als Senior im Jugendwahn leider nicht so, wie man es sich erhoffen konnte. Dennoch ist Woody Allens mittlerweile 40. Kinofilm äußerst kurzweilig und demonstriert, wieso Allen als bester Dialogregisseur überhaupt gilt.

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Montag, 10. Januar 2011
Frohes neues Jahr...

...wünscht tontraegerhoerer mit einem grandiosen Ausblick auf das neue Lykke Li-Album (ab März bei uns).


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Freitag, 24. Dezember 2010
Frohe Weihnachten...

...wünscht der tontraegerhoerer. Und für all die nicht christlich Sozialisierten oder einfach nur Vergesslichen unter uns wird nun noch einmal die Weihnachtsgeschichte erzählt. Auch für Digital Natives verständlich!


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Donnerstag, 23. Dezember 2010
Covered in snow

In freudiger Erwartung der ersten, bewusst erlebten weißen Weihnacht: Laura Marlings Goodbye England (Covered in Snow)


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Montag, 20. Dezember 2010
Die besten Zehn 2010

Alle Jahre wieder kommt das Christkind und bringt dieses Mal den tontraegerhoerer mit ein paar Geschenkvorschlägen mit für alle Last Minute-Geschenk-Suchenden. Und was böte sich in so einem Fall besser an, als eines oder auch alle Alben der besten zehn dieses Jahres unter den Weihnachtsbaum zu legen?

2010 war ein interessantes, aber leider auch über weite Strecken hin durchschnittliches Plattenjahr. Dabei hat es so hoffnungsvoll begonnen: In den ersten drei Monaten wurde der erwartungsfrohe Musikhörer geradezu überschüttet mit großen und großartigen Alben. Danach war leider bis auf ein paar Ausreißer vor allem Mittelmaß zu begutachten. Belle & Sebastian legten ein eher lahmes Album vor, auch The Divine Comedy konnten nicht mehr so glänzen wie zuletzt und was Antony mit seinen Johnsons sich gedacht hat, versteht man bis heute nicht. So wundert es kaum, dass acht der zehn Alben in den ersten vier Monaten dieses Jahres veröffentlich wurden.

Und hier sind sie, von hinten nach vorn, tontraegerhoerers Lieblingsalben aus 2010:

10. Tindersticks Falling Down A Mountain

Tindersticks "Falling down a mountain"

Es ist immer noch ein wenig merkwürdig, dass die so sinistren Tindersticks neuerdings Pop-Songs schreiben, anstatt rotweingetränkte Weltuntergangslieder zu brummen. Doch wenn man sich einmal von der hohen Erwartungshaltung löst und sich Falling Down A Mountain unvoreingenommen anhört, entdeckt man, dass Stuart Staples und seine Band diese neue Spielart erstaunlich gut beherrschen. Die Bläser treiben, die Querflöte spielt E-Gitarren-Solos und im Hintergrund klatschen fröhlich die Hände. Und wenn einem die große Liebe dann noch mit Erdnüssen erklärt wird, sieht die Welt doch gar nicht mehr so düster aus.

Anspieltipps: She Rode Me Down und Black Smoke


9. Bryan Ferry Olympia



Nachdem tontraegerhoerer das Album erst eher weniger freundlich beurteilt hat, muss an dieser Stelle Abbitte geleistet werden. Olympia ist große, schwüle Disko, altersweise Gelassenheit und Mut zur Grandezza. Das hätte man eigentlich auch schon vor zwei Monaten erkennen können...

Anspieltipps: No Face, No Name, No Number und der Knaller Shameless


8. Kurt Wagner & Courtney Tidwell present KORT Invariable Heartache



Die bislang eher unbekannte Tidwell und der für seinen sonoren Bass bekannte Lambchop-Sänger Wagner machten sich gemeinsam auf, die Grenzen von Folk, Country und Soul aufzuweichen. Dabei ist ein Duett-Album herausgekommen, dass einen prächtig aufgelegten und erstaunlich stimmvariablen Kurt Wagner und eine bezirzende Courtney Tidwell präsentiert. Dazu erzählen die zurückhaltenden Gitarren die Geschichte der amerikanischen Musik zwischen Nashville und Los Angeles.

Anspieltipps: Incredibly Lonely und Picking Wild Mountain Berries


7. Broken Bells Broken Bells



Was ist nicht alles über dieses Projekt des The Shins-Sängers James Mercer und "DJ Danger Mouse" Brian Burton geschrieben worden. Die üblichen Vokabeln von "Supergroup" bis "Treffen der Genies" fehlten selbstverständlich nicht. Auch wenn Broken Bells weder die neuen Simon & Garfunkel, McCartney & Lennon oder Jack & Meg White sind, so ist ihr erstes Album dennoch ein hübsches Experiment geworden, dass beschwingt zwischen den Beach Boys, Go-Betweens und gutem Brit-Pop oszilliert (dieses Wort bitte merken!). Und nebenbei fast nur aus Hits besteht. Wer nicht weiß, welchen Musikgeschmack der oder die zu Beschenkende hat: Dieses Album ist ein Allrounder!

Anspieltipps: The High Road und Sailing to Nowhere


6. Bill Callahan Rough Travel for a Rare Thing



Seit Bill Callahan 2006 unter seinem alten Pseudonym Smog das spartanische Album A River Ain't Too Much To Love veröffentlichte, ist seine Musik konzentrierter, runder, schlicht hörbarer geworden. Wie sehr alte Songs von Callahans neuer Art profitieren, wird auf diesem Live-Album besonders deutlich. Ohne LoFi-Gitarren-Gekreische wirken Stücke wie Diamond Dancer plötzlich wie kluge Popsongs und die Zeile "It's time I gave the world my life - starting tonight" wird zum Slogan.
Dass Callahan nebenbei noch tieftraurige Texte schreibt, die eher Gedichte denn Lyrics sind, macht diese Zusammenstellung noch erlebenswerter.

Anspieltipps: Diamond Dancer und Bathysphere



5. Tocotronic Schall und Wahn

Tocotronic "Schall und Wahn"
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Lange musste man darauf warten, dass Tocotronic wieder an ihr legendäres, weißes Album heranreichten. Nach dem dringlichen Pure Vernunft darf niemals siegen und dem eher rohen Kapitulation dürfen Gitarren nicht mehr nur Krach machen, sondern endlich wieder Songs in - um sich bei der Band selbst zu bedienen - höchste Höhen und tiefste Tiefen schrauben. An Slogans mangelt es dennoch nicht, und wohl kaum ein Wort wurde im deutschen Musikjournalismus so häufig verwendet dieses Jahr wie das mittlere in Bitte oszillieren Sie.
Der größte Gewinn dieses Albums ist aber die wohl einzig relevante, deutschsprachige Folk-Ballade der letzten Jahre Im Zweifel für den Zweifel. Dirk von Lowtzow kann singen, schöne Musik muss nicht verwerflich sein und Tocotronic sollten sich immer noch nicht auflösen. Goldene Aussichten.

Anspieltipps: Ein leiser Hauch von Terror und Im Zweifel für den Zweifel


4. Arcade Fire The Suburbs



Und alle schrien wieder "Meisterwerk!". Die Vielfalt der Melodien, Spielarten, Einfälle wurde bewundert, die neue, erwachsene Tiefe, sogar die Stadienkompatibilität. Und doch ist der eigentlich einzige Fortschritt die textliche Reife, die Arcade Fire in diese Liste hievt. Denn letztlich bleibt The Suburbs ein Album der verpassten Möglichkeiten. Was hätte die Band zu Funeral-Zeiten aus einem Song wie Ready To Start gemacht, wenn zum Schluss alle Instrumente kurz innehalten um noch einmal richtig auszuholen. Doch anstatt eine Hymne zu schaffen, mit pulsierendem Schlagzeug und flammenden Geigen, hat man sich für Zurückhaltung entschieden. Die geniale Auflösung des Songs verpufft fast vollkommen, ein Effekt, der sich durch das ganze Album zieht. Jede jubilierende Hurra-Stimmung ist einer neuen Einfachheit gewichen.

Natürlich ist das Jammern auf hohem Niveau, doch Eingängigkeit ist leider - siehe Coldplay - nicht immer der Königsweg.

Anspieltipps: Ready To Start und Sprawl II


3. Laura Marling I Speak Because I Can



Das Überraschungsalbum des Jahres, in doppeltem Sinne. Denn Laura Marling überrascht nicht nur damit, in dieser Liste aufzutauchen, sondern auch mit ihrem Albumkonzept. Den größten Kracher - Devil's Spoke - stellt sie an den Anfang, um danach ein völlig anderes Tempo, ja einen völlig anderen Stil zu verfolgen. Es wird ruhig und introvertiert, und wenn man sich nicht die Mühe macht, nicht nur nach einem zweiten Hit zu suchen, verpasst man schnell ein ausgereiftes und fein geschliffenes Album. I Speak Because I Can ist wahrscheinlich das Album, das Belle & Sebastian seit Jahren nicht mehr hinbekommen, ein perfektes Winteralbum.

Anspieltipps: Devil's Spoke und Goodbye England (Covered in Snow)


2. Midlake The Courage of Others

Midlake "The courage of others"

Auch auf dem zweiten Platz findet sich ein Winteralbum, das in seiner geruhsamen Schönheit im Sommer nichts zu suchen hat. Stattdessen lädt es in eine Hütte am Fuß der Berge ein, in der man neben dem Kamin sitzt und dem Schnee beim Fallen zuschaut. Was könnte man nicht alles über betörende Querflöten, Harmonien und die Essenz des Folk erzählen. Und doch steht The Courage of Others letztendlich so deutlich als Gesamtkunstwerk da und wärmt wie kein anderes Album dieses Jahr.

Anspieltipps: Track 1 - 11


1. Joanna NewsomHave One On Me



Nach dem nur fünf Stücke umfassenden Ys legte Joanna Newsom dieses Jahr eine 3CD-Box mit zwanzig Songs vor, die selbstredend allesamt mindestens gut, meistens aber sogar hervorragend sind. Und doch kommt es auch bei diesem Album wieder auf einen einzigen Moment an: Die ersten gesungenen Wörter. Denn wer mit ihrer Stimme nicht zurecht kommt, wird sie nicht mehr als zwei Stunden aushalten. Alle anderen dürfen sich an der größten, musikalischen Offenbarung seit Radiohead erfreuen.

Anspieltipps: Good Intentions Paving Company und Soft As Chalk

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Sonntag, 12. Dezember 2010
Neuer Björk-Song

Björk meldet sich mit einem unbetitelten Song zurück.

Drei Jahre nach ihrem letzten Album Volta gibt es neues zu hören von der ausdruchsstarken Isländerin. Zu einem Kurzfilm, der das Werk des im Februar verstorbenen Mode-Designers Alexander McQueen ehrt, hat Björk einen von Bläsern und elektronischen Rhythmen getragenen Song beigesteuert. Ein neues Album lässt hoffentlich nicht lang auf sich warten...


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