Freitag, 2. April 2010
Das konservative Gruseln: "Aktion Linkstrend stoppen"

Mit einer großen Anzeige in der gestrigen Ausgabe der Frankfurter Allgemeinen Zeitung machte die "Aktion Linkstrend stoppen" überregional auf sich aufmerksam.

Das Aktionsbündnis hat es sich zur Aufgabe gemacht, den angeblichen Linkstrend der CDU/CSU aufzuhalten und rückgängig zu machen. Das kann die SPD nur freuen, schließlich scheint für ihr Wahldebakel 2009 u.a. die wenig konservative Politik der Kanzlerin verantwortlich zu sein. Wenn man sich die Begründungen der Aktionsmitglieder für einen ja offensichtlich erwünschten Rechtsruck durchliest, kann man Angela Merkel jedoch nur beglückwünschen. Die folgenden Zitate sind teilweise gekürzt, aber nicht sinnverändert von der Homepage der "Aktion Linkstrend stoppen" übernommen:

Die Führung der CDU mache sich "linke Gesellschaftspolitik zu eigen [...], ob bei der Geschlechterumerziehung des 'Gender Mainstreaming', Homo-Ehe oder der Gängelung von Unternehmen durch das 'Antidiskriminierungsgesetz'" und scheue sich, "der Gefahr der Islamisierung entgegenzutreten" und "das christliche Erbe zu verteidigen".

Eine Rückkehr zu "nationalkonservativen Werten" soll es geben, manche haben das Manifest der Aktion unterschrieben, weil sie "keine Lust mehr habe[n], [ihre] Kinder als Spielball von 68er Pädagogen und ihrer sozialistischen Anti-Lernprogramme missbrauchen zu lassen," weil "der Sozialstaat Deutschland wieder zu einem Leistungsstaat werden muß, [bei der Betrachtung des ß an dieser Stelle könnte man doch auch gleich die Rückkehr zur alten Rechtschreibung fordern! Auf geht's!]" oder weil ihre "zukünftigen Kinder in einem christlich-abendländisch geprägten Land aufwachsen sollen, statt in einem islamisierten Multikulti-Staat. Sie sollen nicht der Gleichmacherei durch linke Politik zum Opfer fallen, in der Leistung und Fleiß bestraft werden."

Deshalb ist man "für ein tolerantes Deutschland mit freier [Freier, nicht sozialer!] Marktwirtschaft und konservativer Gesellschaftspolitik." Und natürlich ist man gegen "staatliche Kinderbetreuung". Wozu hat man Frauen auch sonst? Oder will das Bündnis die CDU zur Hausmännerpartei machen? Na, immerhin kann man beruhigt feststellen:

"Im Berliner CDU-Ortsverband Dahlem ist die Welt noch halbwegs in Ordnung und die Mitglieder sind überwiegend bürgerlich-konservativ."

Grusel, grusel. In diesem Augenblick wäre ich gern lesbische, muslimische, berufstätige Mutter von einem Kind, das in der Waldorfschule ist.

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Donnerstag, 1. April 2010
Im Zweifel für den Zweifel - Tocotronic-Debakel in München

Tocotronic waren zu Gast in der Münchener Tonhalle und tontraegerhoerer war dabei.


©laxmag.de


Mit Spannung erwartet wurde die Tour der Band, nachdem das neue Album Schall &Wahn teils sehr verwobene, diffizile Songs präsentierte. Und tatsächlich wurde bereits zu Beginn des Konzerts deutlich, dass Tocotronic mittlerweile eine erstaunlich gute Live-Band sein können. Der Opener Eure Liebe tötet mich, ein ausladender Achtminüter, verfiel gegen Ende glücklicherweise nicht in lärmiges Geschrammel, sondern bewies Rick McPhails Feingefühl an der Gitarre. Insgesamt war der erste Block des Konzerts mit den Songs des neuen Albums sehr stark, doch einen ersten Höhepunkt bildete das „Heimatlied“ Aber hier leben, nein danke.

Hätte ich zu dem Zeitpunkt gewusst, dass es der einzige Höhepunkt bleiben würde, wäre ich schon vorher gegangen. Denn was danach folgte, war vor allem eine Beleidigung: Tocotronic spielten vor allem Songs aus der ersten Hälfte der Bandgeschichte – die auch nach zehn Jahren leider immer noch nicht über Studentenschrammelsongs hinauskommen – und die paar eingestreuten Songs der letzten Alben wurden eher lustlos und vor allem unsauber dargeboten.


©laxmag.de


Doch all das hätte man verkraften können, wenn nicht noch zwei Faktoren hinzugekommen wären: Zum einen wartete man vergeblich auf nur einen einzigen Song des meisterhaften weißen Albums, und zum anderen verzichteten Tocotronic auf die neue Single und den besten Song von Schall & Wahn, Im Zweifel für den Zweifel.

So muss man leider festhalten, dass außer Aber hier leben, nein danke nur das zum Schluss vom Band eingespielte Die großen, weißen Vögel von Ingrid Caven überzeugen konnte. Eine Schande. Und mein zweites Tocotronic-Konzert bleibt wohl mein letztes.

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Freitag, 19. März 2010
Schnappschuss: Der Storch

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Mittwoch, 17. März 2010
Bitte nicht unser Video für Oslo!

Unser Star für Oslo-Siegerin Lena Meyer-Landrut hat wenige Tage nach ihrem Finalerfolg nicht nur ihre erste Single veröffentlicht, sondern gleichzeitig in einer großen Medien-offensive ihr Musikvideo zum Eurovision Song Contest-Beitrag Satellite präsentiert. Leider.

Die letzten Wochen waren – nicht nur rückblickend betrachtet – ein Triumphzug für Lena Meyer-Landrut und somit auch Stefan Raab. In euphorischen und teilnahmsvollen Besprechungen begleitete die deutsche Fernsehkritik die 18jährige von Auftritt zu Auftritt und nicht weniger angetan waren die Zuschauer. Selten konnten sich Publikum und Fernsehbusiness so leicht und eindeutig auf eine Person einigen wie das Mediennaturtalent Lena.

Nur wenige Tage nach dem Finale muss man nun leider feststellen, dass die an ihren Sieg geknüpften Hoffnungen auf zukünftige Innovationen im Musik- und TV-Geschäft – gerade was den Casting-Sektor angeht – leicht getrübt werden.

Natürlich ist es sinnvoll, den Siegersong so schnell wie möglich auf den Markt zu werfen. Schließlich ist Unser Star für Oslo kein Sozialprojekt und auch hier wollen die Kosten gedeckt bzw. Gewinne abgeschöpft werden. Dass das jedoch in einem nicht nur übereilten, sondern katastrophal misslungenen Design von Single und Video endet, ist bedauerlich.


Man kann nur darauf vertrauen, dass Raab und Meyer-Landrut für den Contest in Oslo selbst Ideen entwickeln, die zumindest einen Hauch von Kreativität und Innovation beinhalten. Das unsägliche Video hat man bis dahin hoffentlich vergessen.

Wer es sich dennoch antun will:


Nachtrag: Nach mehrmaligem Hören der Single bedauert tontraeger-hoerer die Entscheidung des Publikums für Satellite übrigens immer mehr. Das brave, aber nette Bee ist wesentlich eingänger und die – wie jetzt eröffnet wurde – gemeinsame Raab/Meyer-Landrut Komposition Love me hätte mit einer breiteren Instrumentierung vielleicht doch die größten Chancen.

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Montag, 15. März 2010
Coolste Sau des Jahres

Das Musikvideo wird - wie das Album - öfter für tot erklärt. Zum Glück gibt es die Gorillaz und ihr neues Video, feat. die coolste Sau des Jahres. Nicht totzukriegen!

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Montag, 8. März 2010
Darling of the year

...ist Joanna Newsom. Warum? Video gucken!


Mindestens so faszinierend wie Joannas Gesichtsakrobatik beim Singen ist die Background-"Band". Das nenn' ich Minimalismus.

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Freitag, 5. März 2010
Nachtrag

Darf es noch ein bisschen Nachschlag zur Hartz IV-Debatte sein?

Die Bundesagentur für Arbeit hat eine sehr interessante Statistik zur Missbrauchsquote bei Hartz IV-Empfängern veröffentlich. Bei unglaublichen 1,9% liegt die Sozialmissbrauchsquote in Deutschland, das entspricht einem geschätzten Schaden von noch unglaublicheren 72 Millionen Euro pro Jahr.

Experten schätzen, dass durch Steuerhinterziehung dem Staat jährlich 100 Milliarden Euro entgehen.




Da könnte man sich doch fragen, wieso der geschätzte FDP-Vorsitzende Guido Westerwelle die Diskussion der Hartz IV-Problematik für so essenziell hält, sich aber gleichzeitig in die Steuerdebatte, die ja sogar sein Amt als Außenminister (Steurerflucht!) berührt, nicht einschaltet. Man könnte sich das fragen, doch die Antwort ist eh klar, nicht wahr?

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