Mittwoch, 15. September 2010
Musiksendungen (2): Later... with Jools Holland
tontraegerhoerer, 22:32h
tontraegerhoerer ärgert sich ein wenig darüber, dass es im deutschen Fernsehen keine vernünftige Musiksendung mit Livemusik gibt. Deshalb gibt es hier ab sofort eine kleine Auswahl internationaler Sendungen mit faszinierenden Gästen. Dieses Mal geht es um Later… with Jools Holland.
Seit unglaublichen 18 Jahren lädt der Musiker Jools Holland die Crème de la Crème der internationalen Musikszene in seine Show ein. Wenn man sich seine Gästeliste anschaut, reibt man sich beim Gedanken an das deutsche Fernsehen ungläubig die Augen: Johnny Cash, PJ Harvey, Coldplay, Leonard Cohen, Franz Ferdinand, Marianne Faithfull, Fleet Foxes, Grizzly Bear, Radiohead, Portishead, Nick Cave & The Bad Seeds, Joanna Newsom, Arcade Fire, Hot Chip, Gorillaz, Carla Bruni, Morrissey, Sonic Youth, Oasis, Björk, Tori Amos, Massive Attack, Beck, Air, Smashing Pumpkins, R.E.M., Blur, Wilco, Bryan Ferry, David Bowie, The Libertines…
Doch was die Sendung erst wirklich interessant macht ist ihr Sender: Die BBC. Denn tatsächlich läuft Later… with Jools Holland bei einer öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalt. Und wenn man jetzt einmal tief in sich geht und überlegt, eine solche Show von der ARD oder dem ZDF zu verlangen… Dann hört man wohl bereits die Antworten der jeweiligen Programmdirektoren: „Wir haben doch schon das Musikantenstadl!“ (Allerdings muss man dem ZDF das Zugeständnis machen, dass Later… tatsächlich auch bei uns zu empfangen ist. Auf einem äußert prominenten Sendeplatz: 23 Uhr im ZDF-Theaterkanal.)
Da sich dieser traurige Zustand wohl nicht so bald ändern wird, muss man wohl mit ausländischen Formaten wie diesem Vorlieb nehmen. Und sich mitreißen lassen z.B. von Johnny Cash.
Noch mehr Geschichte kann man mit diesem frühen Radiohead-Video des zweiten Band-Hits Paranoid Android erleben:
Wie sehr Jools Holland sich im Laufe der Jahre verändert hat, kann man wunderbar an zwei Portishead-Songs nachvollziehen: Wandering Star aus dem Jahr 1994 und das fulminante We Carry On (2008). Für die Sängerin der Band Beth Gibbons scheint die Zeit dagegen still gestanden zu sein.
Ein weiteres Highlight ist Cat Powers tear-jerker The Greatest, mit dem Chan Marshall wohl einen zeitlosen Hit erschaffen hat.
Und zum Schluss ein Hinweis an alle, die Coldplay erst später kennengelernt haben: Diese Band war wirklich einmal klein und neu und unglaublich erfrischend.
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