Donnerstag, 1. April 2010
Im Zweifel für den Zweifel - Tocotronic-Debakel in München
tontraegerhoerer, 00:59h
Tocotronic waren zu Gast in der Münchener Tonhalle und tontraegerhoerer war dabei.
©laxmag.de
Mit Spannung erwartet wurde die Tour der Band, nachdem das neue Album Schall &Wahn teils sehr verwobene, diffizile Songs präsentierte. Und tatsächlich wurde bereits zu Beginn des Konzerts deutlich, dass Tocotronic mittlerweile eine erstaunlich gute Live-Band sein können. Der Opener Eure Liebe tötet mich, ein ausladender Achtminüter, verfiel gegen Ende glücklicherweise nicht in lärmiges Geschrammel, sondern bewies Rick McPhails Feingefühl an der Gitarre. Insgesamt war der erste Block des Konzerts mit den Songs des neuen Albums sehr stark, doch einen ersten Höhepunkt bildete das „Heimatlied“ Aber hier leben, nein danke.
Hätte ich zu dem Zeitpunkt gewusst, dass es der einzige Höhepunkt bleiben würde, wäre ich schon vorher gegangen. Denn was danach folgte, war vor allem eine Beleidigung: Tocotronic spielten vor allem Songs aus der ersten Hälfte der Bandgeschichte – die auch nach zehn Jahren leider immer noch nicht über Studentenschrammelsongs hinauskommen – und die paar eingestreuten Songs der letzten Alben wurden eher lustlos und vor allem unsauber dargeboten.
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Doch all das hätte man verkraften können, wenn nicht noch zwei Faktoren hinzugekommen wären: Zum einen wartete man vergeblich auf nur einen einzigen Song des meisterhaften weißen Albums, und zum anderen verzichteten Tocotronic auf die neue Single und den besten Song von Schall & Wahn, Im Zweifel für den Zweifel.
So muss man leider festhalten, dass außer Aber hier leben, nein danke nur das zum Schluss vom Band eingespielte Die großen, weißen Vögel von Ingrid Caven überzeugen konnte. Eine Schande. Und mein zweites Tocotronic-Konzert bleibt wohl mein letztes.
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