Dienstag, 11. August 2009
Public Enemies

Seit letzter Woche ist Michael Manns neues Gangsterdrama im Kino.



Mitten im Film stehen sich die beiden Hauptdarsteller Christian Bale und Johnny Depp zum ersten und einzigen Mal gegenüber. John Dillinger (Depp) befindet sich – mal wieder – hinter Gittern und trifft mit Melvin Purvis (Bale) den Mann, der ihn jagen sollte. Doch die Szene verläuft nicht, wie man es erwarten könnte: Nicht Purvis sondern Dillinger spottet vergnügt, nicht Purvis’ sondern Dillingers Augen blitzen triumphierend durch die Gitterstäbe, Gefangener und Freier scheinen die Rollen zu tauschen.

Dieser Augenblick ist die Essenz von Michael Manns Filmen. Jäger und Gejagter, beide bereit bis zum Äußersten für ihr Ziel zu gehen, bis die Grenzen zwischen ihnen, zwischen Recht und Unrecht verschwimmen. Al Pacino und Robert De Niro in Heat, Jamie Foxx und Tom Cruise in Collateral, aber auch Russell Crowe und Pacino, der in The Insider bereit ist für eine gute Story ein Leben zu zerstören, bilden weitere Variationen der gleichen Situation ab: Mann zeigt antagonistische Profis bei der Arbeit.

In Public Enemies begleitet Mann den Bankräuber und Staatsfeind Nr.1 John Dillinger und dessen Jäger Melvin Purvis, einen Agenten des gerade entstehenden FBIs, womit auch das Geschehen des Films im Grunde zusammengefasst ist: Banküberfälle, Ermittlungsarbeiten, Verfolgungsjagden, Schusswechsel. Besonders die Actionsequenzen fesseln durch virtuose Kameraführung und enorme Geschwindigkeit. Dass man dennoch nie den Überblick verliert wie bei Action-Spektakeln à la Michael Bay (u.a. Transformers, Pearl Harbor) liegt an Manns Raumbeherrschung und der Inszenierung seiner Schauspieler. Johnny Depp entwickelt eine für ihn sonst ungewöhnliche, physische Härte und Christian Bale beeindruckt wie immer. Wodurch? Das muss wohl sein Geheimnis bleiben, doch egal wie schillernd seine Filmgegner auch sein mögen – man denke nur an Joker Heath Ledger – wenn Bale ihnen wie in der eingangs beschriebenen Szene begegnet, dominiert er schauspielerisch ohne auch nur ein Wort sagen zu müssen.



Das kann man von Marion Cotillard leider nicht behaupten, bei der man sich den ganzen Film hindurch fragt, was ein Gangster wie John Dillinger wohl an ihr finden mag. Doch dies bleibt der einzige Wermutstropfen in einer sonst sehr interessanten Actiontragödie.

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Klingt sehr gut, macht Lust ins Kino zu gehen. Leider weiß ich noch nicht, ob ich die zeit zu finden werde. Wie immer gut ge- (und be-)schrieben.

ps: endlich mal angemeldet hier ;)

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Hab den Film heute im Unikino gesehen - und war letztlich etwas enttäuscht.
Nein, der Film ist nicht schlecht: Im Gegenteil. Guter Thriller, optisch gut ausgestattet, tolle Musik und gute Darsteller (vor allem Depp und Stephen Lang!).

Aber irgendwie fehlte mir das gewisse Etwas. Vielleicht lag es auch an meiner Grunderwartung bei Mann-Streifen. Ein guter Film ist bei Mann halt eben doch nur mittel gut ;)

Zumindest eine der Schlüsselszenen in der Polizeistationen und das Ende fand ich super. Ganz stark in Bildern erzählt, ohne große Worte zu verlieren.
Dazwischen und vorher war mir leider oft zu sehr alles unschlüssig, zuviele Personen, zu dunkel und die typische Mann-Schießereien auf offener Strasse diesmal etwas übertrieben. Nun ja, insgesamt gute Unterhaltung ;)

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